Die künstlerische Metamorphose von Fredrika Stahl könnte eigentlichkaum frappanter sein. Die 25-jährige Schwedin, die in ihrer WahlheimatFrankreich mit ihren ersten beiden Alben „A Fraction Of You“ (2006) und„Tributaries“ (2008) als neuer Stern am Jazzhimmel gefeiert wurde, klingtauf ihrem neuen Album „Sweep Me Away“ wie verwandelt. Perfekter Pop.Agil arrangiert, aufregend interpretiert. Die Sängerin, die alle Songs sebstkomponiert hat, kann jedoch mit solchen Kategorisierungen weniganfangen. „Die Frage, ob ich eine Popsängerin oder eine Jazzsängerin bin,schockt mich immer. Wo ich hingehöre. In welche Kategorie man micheinordnen soll. Für mich ist Kunst eines der wenigen Dinge, die man nichteingrenzen kann. Für mich ist das einfach Musik. Hauptsache, sie klingtgut.“ Und „Sweep Me Away“ macht seinem Titel alle Ehre und erweist sichtatsächlich als ein Album, von dessen Songs, gleich wie man sie denn nuneinordnen möchte, man unweigerlich mitgerissen wird.Die zwölf Songs stehen durchaus in der Tradition moderner, femininerSinger/Songwriterinnen wie Emiliana Torrini und Regina Spektor, die alleihre ganz eigene Stimme und Ausdrucksform entwickelt haben. FredrikaStahl singt mit einer enormen Klarheit und Akkuratesse, die das Bild einerkühlen nordischen Schönheit nähren, doch ihr wohltemperiertes Pianospielund die warmen Arrangements produzieren eine angenehm vertrauteStimmung. Ein Jahr lang hatte Fredrika Stahl ganz zurückgezogen inSchweden gelebt und an den neuen Songs gearbeitet. „Es war das ersteMal, dass ich solche komplexen Demos aufgenommen habe. Es gab enormviele Gesangsarrangements, auch wenn ich niemals Gesangsstundengenommen habe. Die fertigen Songs kommen den ursprünglichen Demosrecht nahe. In dem einen Jahr in Stockholm habe ich mich von Frankreichabgekapselt gefühlt. Ich musste mich einfach auf mich und meine Musikkonzentrieren – eine sehr intensive Erfahrung.“Fredrika Stahl hatte bereits zwischen ihrem vierten und zwölftenLebensjahr mit ihren Eltern in Frankreich gelebt. Nach ihrem Abitur zog esdie damals 17-jährige nach Frankreich zurück. Nachdem sie ihrenursprünglichen Plan Tänzerin zu werden verworfen hatte und sich einigeZeit als Kellnerin über Wasser hielt, wurde der amerikanische JazzpianistTom McClung, jahrelanger Begleiter von Archie Shepp, auf ihrmusikalisches Talent aufmerksam. So kam es zu ersten Auftritten inPariser Jazzclubs wie New Morning und Duc des Lombards. „Jazz istbrillant für Live-Auftritte“, erinnert sie sich. „Ich habe unglaublich vielgelernt. Anfangs gab es noch so eine Distanz, schließlich war ich kaum 20Jahre alt und spielte mit Musikern in ihren Fünfzigern. Dass ich meineSongs selbst schreibe, hat mich aber irgendwie gerettet.“ GemeinsameAuftritte mit Herbie Hancock, Richard Bona und Maceo Parker erwiesensich als unschätzbar wertvolle Erfahrungen. Eine wesentlich wichtigereKonstante in ihrem bisherigen Werk ist der Produzent Jean Fabien Ekodo,der unter dem Künstlernamen GeeF arbeitet und auch ihre beiden erstenAlben produzierte. Für „Sweep Me Away“ arbeitete er gemeinsam mit JeffDolort als Co-Produzent.Aufgenommen wurden die Songs von „Sweep Me Away“ mit einer Reiheexzellenter Jazz- und Funk-Musiker, darunter die beiden Pianisten EricLegnini und Romain Collin, der Bassist Daniel Romeo und derSchlagzeuger Arnaud Renaville sowie die sich durch fragile Poptexturenauszeichnende Gitarristin Edith Fambuena. Bereits das Intro des Albums,auf dessen Gesangssatz wohl sogar Brian Wilson stolz wäre, machthellhörig. Die so komplex wie reich arrangierten Songs wie etwa „AlteredLens“ erinnern bisweilen an den nouvelle chanson eines Benjamin Biolay.Stahl kann sich herrlichen musikalischen Tagträumereien hingeben („FastMoving Train“), kokett fröhlich klingen („Rocket Trip To Mars“) oderausgelassen beatlesk („In My Head“) „Fling On Boy“ hat den nötigenSwing, um auch auf dem Dancefloor zu bestehen, während „Song Of July“wie eine leichte Sommerbrise wirkt. Das emotionale Spektrum, dasFredrika Stahl mit ihrem neuen Album abdeckt, ist wirklich erstaunlich.Was kann es Schöneres geben, als bei einem Album aus dem Staunennicht mehr herauszukommen? „Dreamin with both feet on the ground“singt die hübsche blonde Schwedin in einem Song. Wir lauschen derweilganz gebannt ihrem delikaten Wunderwerk. Swept away!
Termin-Infos und Anfahrt
Datum
18.11.2010Uhrzeit
20:00 UhrEinlass
ab 19:00 UhrOrt
Starlounge, BeatlemaniaAdresse
Nobistor 10, HamburgZur Location
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