Je weniger Menschen sich auf einer Bühne tummeln, desto spannender sollte jeder einzelne von ihnen sein. Auch die alte Behauptung, Gegensätze zögen sich an, kommt hier zu neuer Geltung. Demnach ließe sich also leicht die Feststellung treffen, ein kongenialeres und gleichsam spannungsreicheres Duo als Joshua Redman und Brad Mehldau ließe sich nur schwerlich im 21. Jahrhundert auf einer Jazzbühne vereinigen. Die Paarung allerdings ist aus vielerlei Gründen eine fast schon logische. Die beiden Musiker sind nicht nur nahezu gleich alt, ihre Wege trafen sich zudem bereits 1994, als Redmans Karriere gerade begann und Mehldaus ganz kurz vor ihrem Anfang stand.Auf der Bühne scheinen die beiden ein wahrhaft ungleiches Paar zu sein. Während Mehldau sich gern mit den angestrengten Gesicht eines Gastritikers zweifelnd über seine Tasten beugt, um ihnen dann doch fast heitere Improvisationen zu entlocken, steht Redman auffallend lässig daneben, spielt aber auf seinem Saxophon den melancholischen und ziemlich kontrollierten Part des Abends. Affin sind die beiden in ihrer offensichtlichen Begeisterung für die Musik an sich und für den Versuch, mit ihr Grenzen zu überschreiten im Besonderen. Allein der Sound, den ein Saxophon und ein Piano ohne eine Rhythmusgruppe erzeugen können, machte ihre ersten Live-Auftritte im Duett zur Offenbarung.  Der Rhythmus nämlich schlich sich nicht etwa unbemerkt aus dem Saal, er war bestätig präsent – man wusste nur niemals, wer von den beiden sich für ihn verantwortlich zeichnete.Dieses Doppel heute auf einer Bühne zu erleben, das heißt nicht weniger als sich der Zukunft des Jazz zu widmen. Was Redman und Mehldau bis dato auch als Virtuosen geleistet haben mögen: sie reklamieren nicht die Vergangenheit für sich, denn ihnen gehört die Zukunft.